Deutschland erwägt Wiedereinführung der Wehrpflicht

Deutschland hat die umfassendsten Militärreformen seit dem Kalten Krieg vorgestellt, darunter die mögliche Wiedereinführung der Wehrpflicht, als Teil der Bemühungen, seine Streitkräfte besser auf die Verteidigung des Nato-Gebiets vorzubereiten. In einer Rede zum 75. Jahrestag des Militärbündnisses am Donnerstag in Berlin sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius, er habe einen Befehl zur grundlegenden Reorganisation des deutschen Militärs unterzeichnet. „Es ist eine bahnbrechende Reform … Unser Ziel ist es, die Bundeswehr so umzustrukturieren, dass sie im Verteidigungsfall, im Kriegsfall, bestmöglich aufgestellt ist“, sagte Pistorius. „Niemand sollte auf die Idee kommen, Nato-Gebiet anzugreifen – das ist es, was wir [vermitteln] wollen.“ Die Maßnahmen sind Teil einer gewaltigen Veränderung der Haltung Deutschlands gegenüber seinen Streitkräften und spiegeln das wider, was Bundeskanzler Olaf Scholz nach der groß angelegten Invasion Russlands in der Ukraine vor zwei Jahren als Zeitenwende oder Wendepunkt in der Sicherheitspolitik bezeichnete. Ein einziges operatives Kommando wird das Kommando über vier neue Teilstreitkräfte übernehmen, wobei die Cyberkriegsführung neben den Land-, Luft- und Seeoperationen gleichberechtigt wird. Den Militärs, die die Pläne ausarbeiten, wurde sechs Monate Zeit gegeben, um sie umzusetzen. Eine zentrale Forderung des Ministeriums sei, die Bundeswehr auf die Wehrpflicht in Deutschland vorzubereiten, sagte Pistorius, sollte beschlossen werden, diese wieder einzuführen. Das Land hatte die Wehrpflicht – ebenso wie die Möglichkeit, in nichtmilitärischen Einrichtungen zu dienen – 2011 abgeschafft. Ein Vorschlag des Verteidigungsministeriums zu einem Modell für einen Wehrdienst für junge Erwachsene werde den deutschen Politikern in den kommenden Wochen vorgelegt, fügte er hinzu.